Schon zu Zeiten, als Hundehaltung und -ausbildung noch gar kein breites öffentliches Thema war, hatte Trumler bereits Missstände in der Zucht angeprangert und sich für eine artgerechte Haltung eingesetzt. Sein besonderes Engagement galt auch den wild lebenden Kaniden, insbesondere den Wölfen.
Hundeforschung war in den Augen von Eberhard Trumler nicht nur ein Anliegen für
Hundefreunde, wie er immer betonte. "Es ist ein Anliegen für jeden Menschen, der aus den Vorbildern der Natur lernen will, wie man sein Menschsein realisieren kann, wie man hierfür als soziales
Lebewesen dem eigenen Geschlecht dienen sollte. Vergessen wir eines nicht: Wölfe zum Beispiel hat es schon gegeben, als der Mensch noch nicht wusste, dass er Mensch ist."
"Wir Menschen nennen uns in schlichter Bescheidenheit ‚Homo sapiens‘ - auf deutsch :
weiser Mensch - und betrachten uns als ‚Krone der Schöpfung‘. Wenn so ein Homo sapiens, als Krone der Schöpfung, Hunde in Massen produziert, wenn er sie wie Suppengrün verhökert, als Ware
versendet, überkommt mich das Gefühl tiefer Beschämung, dass ich Artgenosse dieser seltsamen Spezies bin“, prangerte Trumler bereits schon in den 1970er und 1980er Jahren kommerzielle
Massenvermehrungen und Qualzuchten an und setzte sich immer für eine artgerechte Haltung ein. "Genau hier liegt die Motivation, Hundeforschung zu betreiben in der Hoffnung, dass es mir gelingt,
das Los dieser wunderbaren Geschöpfe zu erleichtern."
Eberhard Trumler wurde am 22. Oktober 1923 in Wien geboren. Er studierte in Wien und
später in München Biologie. Er war Verhaltensforscher und gilt als Pionier der Kynologie (Hundekunde). Im Herbst 1945 schloss er sich Otto Koenig an und gehörte bis 1948 zu dessen ersten
Mitarbeitern und Mitbegründern der damaligen "Biologischen Station Wilhelminenberg". Von 1951 an studierte Trumler Abstammung und Verhalten von Wild- und Hauspferden und war in dieser
Forschungseinrichtung von 1956 bis 1966 freier Mitarbeiter der Zoologischen Sammlung des Freistaats Bayern. Für seine Forschungsarbeit erhielt er dann für zwei Jahre das Dozenten-Stipendium der
'Alexander von Humboldt Stiftung'. In dieser Zeit begann er seine Hundeforschungen in seiner zunächst privaten Forschungsstation Grubenmühle in Oberbayern.
1969 gründete er gemeinsam unter anderem mit Konrad Lorenz und Irenäus Eibl-Eibesfeldt die Gesellschaft für Haustierforschung (GfH). 1979 rief er mit der Haustierbiologische Station Wolfswinkel das Projekt im Westerwald ins Leben. Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag auf der Beobachtung von Hunden in unterschiedlichen Stufen der Domestikation. Trumler ging davon aus, dass die wilden Vorfahren unserer Haushunde noch ein ursprüngliches Instinktverhalten aufwiesen, das die domestizierten Haushunde so nicht mehr zeigen. Die Beobachtung dieses ursprünglichen Sozialverhaltens sah er als Basis an, um das Verhalten von Haushunden zu verstehen.
Neben den Forschungsaufgaben diente die Station außerdem als Informations- und Austauschplattform für Wissenschaftler, Praktiker und ernsthafte Hundeliebhaber, was sich bis heute nicht geändert hat. Auf dem 1,2 Hektar großen Gelände leben in großzügig strukturierten Gehegen die Tiere ganzjährig im Freien. "Ein Gelände ganz nach dem Geschmack der Hunde", so Trumler. Von den Fütterungen abgesehen leben sie dort ohne Eingriffe durch den Menschen unter möglichst naturnahen Bedingungen.
Trumler schrieb eine ganze Reihe von Büchern zum Thema Hund in einer Zeit, als dies
noch völligs Neuland war. Die sehr anschaulichen Darstellungen und sein sprachlicher Witz, machten seine Publikationen schnell einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Eberhard Trumler hat bis zu
seinem Lebensende auf der Haustierbiologische Station verbracht. Er verstarb am 4. März 1991 in Birken-Honigsessen.
Text redaktionell:
Ulrich Schulze